Fliegen in der Schweiz

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An der Universität Zürich forscht Maximilian Jablonowski zum Thema „Drone Stories. Praktiken und Bedeutungen ziviler Drohnennutzung“. Um ein eigenes Gefühl für sein Forschungsthema zu bekommen, hat er sich vor kurzem eine DJI Phantom 3 gekauft. Auf dem Foto ist er beim Ausprobieren in der Nähe von Zürich zu sehen. In seinem Beitrag erkärt er, wie die Rahmenbedingungen für das Fliegen mit einem Multicopter in der Schweiz aussehen:

Mehr als 20.000 Drohnen sind bereits am Schweizer Himmel unterwegs, die Schweizer Drohnen-Industrie wächst. Und die Schweiz ist sehr liberal, wenn es um das Fliegen von Drohnen geht. Trotzdem muss man ein paar Regeln beachten, wenn man selbst loslegen will:

Drohnen unter 30kg ohne Genehmigung

Drohnen mit einem Gewicht von unter 30 kg dürfen innerhalb des direkten Augenkontakts oder, beim FPV-Fliegen innerhalb des direkten Augenkontakts einer zweiten Person, die im Notfall in die Steuerung eingreifen kann, in mindestens 100 Meter Entfernung von Menschenmengen ohne Genehmigung fliegen. Zudem muss man mindestens fünf Kilometer Abstand von Flughäfen und Flugplätzen halten. Für Drohnen ab 500 Gramm Gewicht braucht es allerdings zusätzlich eine Haftpflichtversicherung mit einer Deckungssumme von mindestens einer Million Franken. Der Versicherungsnachweis ist beim Fliegen mitzuführen.

Damit steht einem Dronie beim Hiking-Urlaub in den Alpen oder einer kleinen Flugübung am Stadtrand nichts im Wege. In der Schweiz wird auch nicht prinzipiell zwischen freizeitlichen und kommerziellen Nutzungen unterschieden. Professionelle Filmaufnahmen oder Messungen sind ohne weiteres möglich, solange die Kriterien eingehalten werden.

Für Einsätze, die nicht diesen Kriterien entsprechen, braucht es eine Ausnahmegenehmigung. Eine solche bekommt man beim Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL). Der Bewilligungsprozess ist recht zeitintensiv: 6-18 Monate. Aber die Bewilligung ist dann auch in der Regel für ein Jahr schweizweit gültig. Ein vereinfachtes Bewilligungsverfahren gibt es für angebundene Drohnen, die erlauben, näher als einhundert Meter an Menschenansammlungen heranzugehen.

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Das „Dronie“ ist ein Selfie von der Drohne gemacht, in diesem Fall von Maximilian Jablonowski beim Probeflug in der Schweiz

Zusätzliche Auflagen in manchen Kantonen

Diese Regelungen gelten für die ganze Schweiz. Trotzdem sollte man sich, bevor man startet, über die lokalen Gegebenheiten informieren, denn manchmal haben die Gemeinden und Kantone zusätzliche Auflagen. Zum Beispiel hatte die Stadt Zürich das Fliegen fast auf dem gesamten Stadtgebiet verboten, was inzwischen aber wieder aufgehoben wurde. In Zürich muss ich bei meinen Flugversuchen also nur noch die allgemeinen Regeln beachten.

Die Schweiz hat jedoch eine sehr hohe Flugplatz- und Flughafendichte. Zürich liegt zum Beispiel fast komplett in den Kontrollzonen des Flughafens Zürich-Kloten und des Flugplatzes Dübendorf. Eine ähnliche Situation hat es auch in Basel und Genf. Dies bedeutet ein paar zusätzliche Einschränkungen beim Fliegen, vor allem bei der Flughöhe. Der Schweizer Luftraum ist sehr dicht genutzt, das heisst, egal von wo man in der Schweiz starten möchte, es lohnt sich auf jeden Fall vorher ein Blick in das DABS (Daily Airspace Bulletin Switzerland) und auf eine Luftraumkarte.

Freiwilliger „Drohnenführerschein“

Eine verpflichtende Registrierung, wie in den USA, oder eine Führerscheinpflicht für Piloten gibt es in der Schweiz nicht. Der Schweizerische Verband ziviler Drohnen (SVZD) bietet jedoch eine freiwillige Registrierung von Drohnen und Piloten-Lizenzierungen in unterschiedlichen Klassen sowie Versicherungen an. Die erste Stufe des Drohnenführerschein lohnt sich auch für Hobby-Piloten.

Auch wenn die Schweizer Gesetzgebung sehr liberal gegenüber Drohnen ist, die Schweizer Bevölkerung ist es anscheinend nicht im gleichen Masse. Francisco Klauser und Silvana Pedrozo von der Université de Neuchâtel haben in einer nichtrepräsentativen Bevölkerungsumfrage herausgefunden, dass die Wahrnehmung von Drohnen in der Schweiz mehrheitlich negativ ist. Diese Wahrnehmung deckt sich zum Teil mit meinen Forschungsergebnissen. Viele der Drohnennutzer, mit denen ich gesprochen habe, berichteten von negativen Reaktionen, insbesondere beim Einsatz von Koptern.

Möglicherweise wird sich das aber in Zukunft ändern. Bei meinem ersten Flug mit der Phantom 3 laufen ein paar Jungen, vielleicht knapp 10 Jahre alt, auf dem Rückweg vom Fussballtraining an mir vorbei. Sie schauen nur kurz gelangweilt zu mir herüber und bemerken lautstark, dass ich mit einem veralteten Modell fliege. Inzwischen gäbe es schon längst die Phantom 4, die sei viel cooler!

3 Kommentare zu “Fliegen in der Schweiz

  1. Hallo
    Cooler Blog, starke Bilder und Berichte! Sehr cool!

    Ich überlege schon länger mir einen zuzulegen. Mittlerweile gibt es auch schon das Nachfolge Modell Phantom 3. Vielleicht sollte ich mein Sparschwein mal plündern :)
    LG Nils

    • Hallo Nils, vielen Dank! Du meinst mit „Nachfolge Modell“ wahrscheinlich die DJI Phantom 4, oder? Das ist das aktuelle Modell mit integrierter Kamera von DJI Innovations aus China.

  2. Danke für deine Erfahrungen! Ich fahre jetzt in den Herbstferien in die Schweiz nach Zürich :D Jetzt werde ich sie (Phantom 3 Advanced) mit großer vorfreude mitnehmen und dort vllt in den Bergen ein wenig fliegen :D :D :D

    Hat mir sehr geholfen!

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